29.07.2010, Anreisetag

Heute war es endlich so weit.
Wir sind um 03:00 Uhr aufgestanden, haben eine Tasse Kaffee getrunken, die wichtigsten Geräte ausgesteckt (Gewitter!), unser Gepäck in den Leihwagen geschleppt und um 04:00 Uhr Richtung Flughafen München aufgebrochen.
Nachdem der Mietwagen (320er BMW Touring) an der Flughafentankstelle wieder aufgetankt und beim Rental Car Return abgegeben war, sind wir direkt an den Lufthansaschalter im Terminal 2 marschiert.

Im Terminal war noch fast nichts los. Wir konnten sofort unsere Bordkarten in Empfang nehmen und unsere schweren Koffer verschwanden auf dem Gepäckband.
Jetzt hatten wir noch knapp drei Stunden Zeit bis zum planmässigen Abflug um 09:30 Uhr. Also haben wir uns noch ein Frühstück im Flughafen gegönnt.
Etwa um 08:00 Uhr sind wir durch die erste Sicherheitskontrolle gegangen. Der übliche Terz: Bordkarte und Reisepass herzeigen, Laptop aus dem Rucksack raus und in eine extra Box, Handgepäck in eine andere Box, alles aus den Hosentaschen, Uhr und Schmuck abnehmen, Schuhe ausziehen, durch den Metallscanner (hat natürlich Alarm geschlagen), Arme hoch, Beine breit, mit dem Handscanner befummeln lassen, Videokamera herzeigen und einschalten und am Ende wieder alles einpacken und anziehen *nerv*.
Unser Abfluggate lag fast ganz am Ende des Terminals. Auf dem Weg dahin kamen wir durch die zweite Kontrolle. Dieses Mal nur Reisepass und Bordkarte vorzeigen. Das war schnell erledigt. Direkt vor dem Abfluggate war dann aber noch eine dritte und uns völlig neue Kontrolle. Das hatten wir vorher noch bei keinem USA-Flug. Der gleiche Zinnober wie bei der ersten Kontrolle aber dafür ultrapenibel. Ich musste der Dame meine fein säuberlich zusammengelegten Kabel für Foto, Video und Laptop alle einzeln zeigen, den Laptopakku ebenfalls und aus der Videokamera musste ich das Band entnehmen und vorzeigen. Mein Handy, das Ladekabel sowie das TomTom samt Zubehör waren auch recht interessant. Danach war ein heilloses Chaos in meinem Handgepäck. Ich hatte nicht die Zeit alles wieder ordentlich zu verstauen. Hinter uns wurden schon die nächsten Fluggäste durchsucht.
Vielen herzlichen Dank werte Terroristen-Hackfressen!
Immerhin wissen wir jetzt, dass für die teure Sicherheitsgebühr auch was gemacht wird.
Alleine dieser letzte Sicherheits-Check hat sicher 20 Minuten gedauert. Zum Glück waren wir so früh dran. Das Personal hat nicht den Eindruck gemacht als ob es die Kontrolle beschleunigt wenn man knapp in der Zeit ist. 😉
Bis zum Boarding um 08:50 Uhr hatten wir noch ein wenig Zeit in den aufgestellten Raucherkabinen unserem Laster zu fröhnen.

Beinahe pünktlich begann das Boarding in den Airbus A330-300 (A333), unsere Sitzplätze waren in der Zweierreihe auf der rechten Seite (Fenster und Gang) und jeder hatte seinen eigenen Monitor mit „in-seat-entertainment“ welches tatsächlich funktioniert hat. Das haben wir schon anders erlebt. 10 Stunden und länger auf eine Weltkarte auf der sich ein Flugzeug nervtötend langsam bewegt oder auf den Verizon-Schriftzug des Telefons im Sitz vor einem starren ist pure Folter! Und nein … ich kann im Flugzeug nicht schlafen. 😀

Als wir uns auf unseren Plätzen eingerichtet hatten, war es Zeit mein neuestes Spielzeug gut zu positionieren. Den GPS-Logger Wintec WBT-202. Mich hat es immer genervt wenn wir nach einem Urlaub nur noch ungefähr sagen konnten wo wir wann genau gefahren sind. Das soll sich in Zukunft mit dem Logger ändern. Angeblich funktioniert dieser auch in Flugzeugen wenn man ihn in die Nähe eines Fensters legt. Mal sehen ob es klappt.

Streng genommen ist der Logger ein elektronisches Gerät und dürfte daher während des Starts und der Landung nicht eingeschaltet sein. Da es aber ein reiner Empfänger ist, deswegen keinerlei Signale aussendet und somit in keinster Weise irgendwelche Bordelektronik beeinflussen kann, habe ich mich dieser Vorschrift einfach widersetzt.
Der Start selbst erfolgte mit knapp 30 Minuten Verspätung. Laut Kapitän bekamen wir eine gute Flugroute zugewiesen und konnten daher trotzdem zur geplanten Zeit fast auf die Minute genau um 14:10 Uhr (Ortszeit) in Miami landen. Der komplett ausgebuchte Flug war ruhig und Dank dem üppigen Kinoprogramm halbwegs schnell vorbei. Ansage des Kapitäns kurz vor der Landung: „… sonnig bei 35°C“. *jubel*

Der kurze Weg über die gangway vom Flugzeug in den Flughafen, also dann wenn man zum ersten Mal ganz kurz das floridianische Klima zu spüren bekommt, ist immer ein highlight. Schnell das langärmelige Dings ausziehen! Schneeeeeeeell!
Bei der Immigration haben wir irgendwie immer Pech. Trotz Wochentag war die Halle brechend voll. Hier sammeln sich alle Fluggäste der gerade gelandeten Maschinen. Wenn dann obendrein Flüge aus dem Takatukaland oder anderen Ländern die nicht dem Visa/Waiver-Programm angehören dabei sind, dauert es eine Ewigkeit. Diese Reisenden werden genauestens überprüft. Als wir an der Reihe waren, kamen wir an einen finster drein blickenden Herrn. Er schaute kurz in unsere Reisepässe und fragte mich dann wie lange ich meine Reisebegleitung schon kennen würde … hmmm? Ähmm… wie jetzt?
Bevor ich antworten konnte meinte er sie hätte Eintragungen der STASI sowie des KGB in ihrer Akte. Anscheinend würde ich sie nicht richtig kennen … und dann brach er in Gelächter aus. So kann einen der erste Eindruck täuschen. Wir haben während der Fingerabdruckprozedur noch herumgescherzt und waren innerhalb von 5 Minuten abgefertigt.
Da die Immigration so lange gedauert hat, waren unsere Koffer bereits vom Band genommen worden. Immerhin waren alle da. Also Koffer auf einen Trolley und die letzte kleine Hürde nehmen: Der Zoll. Hier wollte absolut niemand etwas von uns. Den weißen Zettel abgegeben und durch.

„Welcome to the United States of America!“

Als alter „Miami-Flughafen-Checker“ glaubte ich zu wissen, dass die Shuttle-Busse zu den Mietwagenfirmen im Untergeschoss verkehren. Also die nächste Rolltreppe gesucht und runter, aus einer der vielen Ausgangstüren raus und … „BÄM!“ … beinahe von der noch ungewohnten Hitze und Schwüle erschlagen worden. Die erste Zigarette nach der langen Zwangspause tut dann ihr Übriges. Die kommt ziemlich heftig rüber. 😉
Alles Ausschauen nach den gewohnten blau-grün lackierten Alamo Shuttlebussen blieb erfolglos. Ich konnte keine entdecken. Nur weiße ohne Werbung aber dafür mit der Aufschrift „Rental Car Shuttle“. Seltsamerweise waren die alle voll besetzt und keiner hielt irgendwo bei den „Arrivals“ an. Schliesslich konnte ich einen zum Anhalten bewegen. Der Fahrer erklärte mir dann, dass ich a) im falschen Stockwerk bin und dass es b) nur noch diese Busse gibt.
Mist … also wieder rein, eine weitere Treppe runter und dann gut 300m zur Haltestelle gelaufen. Das geht nach dem langen Flug, bei dem Klima, dem schweren Handgepäck und jeweils einen Samsonite links und rechts, an die Substanz.
Sonnenklar dass da jede Menge Menschen warteten und wir erst in den vierten oder fünften Bus einsteigen konnten. Die Fahrt in dem für deutsche Verhältnisse viel zu lauten und extrem abgekühlten Bus (gefühlte 12°C) ging vorbei an sehr großen Baustellen. Irgendwie wird am Flughafen Miami sehr viel um- oder angebaut.
Auch das Rental Car–Center ist neu … oder zumindest umgebaut. Ich habe mich nicht mehr ausgekannt.
Immerhin war an den Alamo Schaltern wenig los. Nach etwa 15 Minuten war ich dran. Der Papierkram war schnell erledigt und wir konnten eine Etage tiefer in der Tiefgarage ein Auto aus der Klasse „Midsize SUV“ auswählen. In der Choiceline standen geschätzte 25 Fahrzeuge. Einige Jeeps, Kia Sorrento, Toyota RAV4, Ford Edge und ein einziger Ford Escape. In dieser Klasse einen V8 zu erwarten macht wenig Sinn aber ein V6 sollte es wenigstens sein.
Die Choicelines der Klassen Midsize SUV (Klasse Equinox bei FTI) und Standard SUV enthielten exakt die gleichen Fahrzeuge. Wer sich am Alamo Schalter eine Etage höher ein teures Upgrade von Midsize auf Standard aufschwatzen lässt, dreht bei dem Anblick durch. Zwei Fahrzeugklassen, zwei Preisklassen aber die gleichen Modelle. Eigentlich eine Frechheit …
Ein Blick unter die Haube des Ford Escape bestätigten die 6 Zylinder. Er hatte erst knapp 6800 Meilen runter und keine Macken oder Schrammen. So soll es sein. Gepäck verladen, durch den checkout gefahren, Parkmöglichkeit gesucht und das TomTom montiert.


TomTom hat sich dieses Jahr recht lange Zeit gelassen bis es seine benötigten Satelliten gefunden hat. Als es so weit war habe ich unser bereits zu Hause gespeichertes Hotel als Ziel angegeben und die Fahrt ging los zum Howard Johnson Dezerland auf Miami Beach. Es ist nicht gerade First Class aber dafür noch erschwinglich wenn man Wert auf Oceanfrontzimmer mit eigenem Balkon legt.
Die Fahrt zum Hotel war kurz und problemlos, das Einchecken ins Hotel ebenfalls. Die Parkgebühr von 11 Dollar/Tag mussten wir sofort und in bar begleichen.
Unser Zimmer lag im fünften Stock. Alles in den Aufzug, oben alles wieder raus, Zimmertür gesucht, Zimmer auf, Koffer ins Eck, Balkontür auf, raus auf den Balkon …. wow! …

Alle Hürden genommen, JETZT geht der Urlaub los.
Achja: Das Zimmer war tiptop in Ordnung.
Nach einer kurzen Pause zogen wir los um uns in einem Walmart mit dem zum Überleben nötigen Equipment auszurüsten: Kühlbox fürs Auto samt Eis, Palette Wasser, Palette Eistee, Tropicana O-Saft „with lots of pulp“, Duschgel und Shampoo (unnötiges Gewicht beim Flug) und was uns sonst noch ins Auge sticht.

Bis auf die Kühlbox haben wir alles bekommen (sold out!“). Die Fahrt zum nächsten Publix half auch nicht weiter (sold out!). Weil wir langsam aber sicher hungrig und müde wurden, haben wir das „Vorhaben Kühlbox“ auf den nächsten Tag verschoben und den nächstgelegenen Dennys angesteuert. Auf den Classic Cheeseburger hab ich mich seit fast einem Jahr gefreut und wurde nicht enttäuscht!

Zum Tagesabschluß haben wir bei Starbucks zwei Caramel Macchiato geholt und uns diese bei einer Spazierfahrt über die Collins Avenue zum Art Deco Viertel schmecken lassen.

Wieder im Hotel angekommen musste ich vor lauter Neugier natürlich noch nachsehen was der GPS-Logger gemacht hat. Ich habe ihn ans Laptop angeschlossen, das Logfile nach Google Earth konvertiert und dummerweise geöffnet ………..*gähn* ……………. Das Laptop ist dabei fast zusammengebrochen. Zu viele Daten für das alte Gerät. Nach ca. 25 Minuten ging Google Earth auf 😀
Cool! Das Gerät funktioniert. Zumindest auf den ersten Blick … beim näheren Hinsehen mussten wir feststellen, dass unser Flug laut Logger nie in Miami angekommen ist. Wir sind noch vor Fort Lauderdale mit knapp 650km/h in den Atlantik gestürzt.
Ganz spontan kommt mir die Fernsehserie „Lost“ in den Sinn. Ominöse Sache …  😀
Viel zu müde um mir darüber noch den Kopf zu zerbrechen … 😀
Fix und fertig sind wir um ca. 22:30 Uhr im Bett gelandet. Inklusive Zeitverschiebung von 6 Stunden waren wir somit über 25 Stunden auf den Beinen.

P.S.: Das wird wohl der einzige Eintrag bleiben der sooooo ausführlich ist. Hätte nicht gedacht, dass das doch so viel Aufwand ist. Aber Fortsetzung folgt …

Viele Grüße
Joa

Zurück zu: Florida-Rundreise mit dem Mietwagen (Vorplanung)
Weiter zu: 30.07.2010, der erste echte Urlaubstag